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- Geschichte -

Woher kam der Labrador / Retriever?

Aus britischen Urkunden geht hervor, dass England um das 15. Jh. in Neufundland das Fischfanggebiet Avalon zugeteilt bekam. Dies lag im Südosten und war eine Halbinsel Neufundlands. Die meisten Fischer kamen aus Devon und führten ein sehr hartes Leben in Avalon.
"... Neben den Reperaturarbeiten und des Errichtens neuer Gebäude bis zur Wiederkehr der Fischer im Frühling mussten sie auch für sich selbst Unterkunft und Nahrung sichern. Für einen Mann aus Devon war dabei ein Hund ganz genauso wichtig wie sein Werkzeug und sein Boot. Auf Avalon gab es Wild im Überfluss, aber für das Überleben war ein guter Jagdhund dringende Notwendigkeit. Hunde, die sie aus ihrer eigenen Zucht aus England mitbrachten, mussten besonders gute Jäger sein. Außerdem sollte ein solcher Hund auch ein gutartiges Wesen besitzen, denn er war für die langen, einsamen Winter ebenso Lebensgefährte wie Arbeiter. Ein solcher Hund musste ein guter starker Schwimmer sein, dabei klein genug, dass der Fischer ihn auch mit ins Boot nehmen konnte..."
Quelle: R. A. Wolters " Der Labrador Retriever "
Der beste Ort, um die gewünschten Hunde zu erwerben, war einer der größten natürlichen Seehäfen der ganzen Welt - der eine direkte Verbindung nach Neufundland bot - die Hafenstadt Pool - im Südwesten Englands.

"... Die Aufgabe des Hundes war das Apportieren von Fisch und schwimmenden Tauen. Deshalb bewegten sie sich laufend in und außerhalb des Wassers. Daraus folgt, dass für diese Arbeit ein kleiner Hund mit öligem Kurzhaar - das wenig Wasser aufnahm - am geeignetsten war. ... Diese Männer brauchten einen Hund, der ein kraftvoller Schwimmer war, in dessen Fell sich kein Eis festsetzte, der in kleinen Booten zum Apportieren von Fisch und Fanggeräten Raum fand. Ein Hund, der dazu auch das im Überfluss vorhandene Wassergeflügel aufstöbern und apportieren konnte, mit dem man im Landesinneren auf Jagd gehen konnte, musste für die Männer aus Devon sein Gewicht in Gold wert sein..."
Quelle: R. A. Wolters " Der Labrador Retriever "

Aus englischen Quellen ist bekannt, dass die Männer aus Devon in ihrer Heimat bereits eine breite Auswahl an unterschiedlichen Jagdhunderassen besaßen. Es gibt aber recht starke Gründe zur Annahme, dass sie sich für den sogenannten "Saint Hubert’s Hound" entschieden. Dieser Hund hat seinen Ursprung in Frankreich und fand durch den regen Kulturausstausch des damaligen Adels seinen Weg nach England. Man beschrieb diesen Hund zu jener Zeit wie folgt:

"... Im allgemeinen sind diese Hunde rein schwarz, aber die Rasse hat sich in diesen Tagen so ausgebreitet, das wir sie in allen Farben antreffen. Dieser Hundeschlag besitzt kräftigen Körperbau, trotzdem steht er auf niedrigen Läufen; vergleichsweise sind diese Hunde nicht besonders schnell, sie haben aber ein sehr gutes Geruchsvermögen, eignen sich ganz vorzüglich zur Nachsuche auf angeschweißtes Wild ...Dieser Hund scheut weder Wasser noch Kälte, folgt der Jagd auf der Fährte. Diese Hunde haben weder die Schnelligkeit noch den Mut für die Hetzjagd und das Töten des Wildes ..."
Quelle: R. A. Wolters " Der Labrador Retriever "

Über Pool gelangte dieser französische " Saint Hubert’s Hound " nach St. John’s auf Avalon - Neufundland. In St. John’s, wo die ersten Fischer aus Devon ihre Wohnsitze hatten, liegt der Beginn der Zucht. In England selbst verlor dieser Hund schnell seine Reinrassigkeit, da englische Jäger auf andere Gesichtspunkte größeren Wert legten. Avalon hingegen kam seine Abgeschiedenheit zu gute und dass es dort keine einheimischen Hunde gab, so wurden diese Hunde reinrassig erhalten und wegen ihres Zuchtortes sowie ihres Einsatzgebietes später auch "St. John’s Dog" oder "Water Dog" genannt. Somit war der "St. John’s Dog" die erste Hunderasse, die auf Neufundland entstand und den ersten Ansiedlern das Überleben sicherte.

"... Als sich die kleinen Ansiedlungen nach und nach der Küste entlang ausdehnten, traf man in weiteren Bereichen auf die Hunderasse, die später so berühmt werden sollte. Schon vor Ende des 18. Jh. hatten sie die äußerste Südwestküste der Insel und die Südküste von Labrador erreicht. Man traf auf sie, wo immer sich Fischer angesiedelt hatten..."
Quelle: R. A. Wolters " Der Labrador Retriever "

Erst im 18. Jh. tauchten die ersten "St. John’s Dog`s" in Pool durch die Verbindungsschifffahrt mit Avalon auf und fanden ihre ersten Liebhaber. Delabere Blane schrieb 1840 mit viel Lob über den "St. John’s Dog":

"... Die St. John’s Rasse wird vom Jäger in jeder Hinsicht bevorzugt, sie ist kleiner, leichter zu handhaben und außerordentlich intelligent. Ihre Nasenleistung ist hervorragend. Vor einigen Jahren noch konnte man sich diese Hunde leicht in Pool beschaffen, waren sie bereits ausgebildet, hatten sie einen sehr hohen Wert. Tatsächlich - Gentlemen... fanden diese Hunde so intelligent, so treu und so anpassungsfähig an alle Weisungen ... Und wie man uns immer wieder versicherte, haben die St. John’s Hunde den Platz all der anderen Hunde nahezu perfekt ausgefüllt..."
Quelle: R. A. Wolters " Der Labrador Retriever "

Trotz seiner zunehmenden Beliebtheit war der "St. John’s Dog" Mitte des 18. Jh. in England sehr selten anzutreffen. Ursachen hierfür waren:

1. Änderung der Schifffahrtsrute von Pool nach Labrador statt nach Avalon wegen des aufkommenden Robbenhandels
2. Rückgang des Fischfangs und somit auch des Schiffverkehrs
3. Erheben von Zoll auf die Einführung des "St. John’s Dog" durch die englischen Zöllner

In erster Linie verdanken wir dem 2. Earl of Malmesbury, einem hervorragenden Jäger seiner Zeit, den heutigen Labrador. Der 2. Earl of Malmesbury baute mit viel Liebe und Hingabe den "Ersten Labradorzwinger" in England auf. Ohne ihn wäre wahrscheinlich diese Hunderasse heute nicht unser weltweit verbreiteter Lebensgefährte. Obwohl das Interesse am "St. John’s Dog" hoch war, gab es nur wenig verfügbare Hunde, da er sich nur in den Händen weniger aristokratischen Familien befand.

"... Die Berichte über den Labrador von Anfang 1800 bis 1882 sind eine recht lückenhafte Angelegenheit. Die Gründe hierfür sind einleuchtend. Der Hund befand sich in den Händen der Aristokratie, man hielt ihn weitgehend unter sich. Natürlich wurde aus dem gleichen Grund die Hunderasse vom Aussterben gerettet. Der gewöhnliche Jäger hatte nur ein paar wenige St. John`s Hunde für die Zucht, er hatte sie gekreuzt, bis es sie nicht mehr gab. So hatte der Labrador sehr viel Glück, dass seine "Freunde" immer recht einflussreiche Persönlichkeiten waren..."
Quelle: R. A. Wolters " Der Labrador Retriever "

Wichtige Persönlichkeiten in der Geschichte des Labradors waren:
  • Der 2. Earl of Malmesbury lebte 1778 - 1841. Er baute den ersten Labradorzwinger in England auf.
  • Der 3. Earl of Malmesbury lebte 1807 - 1889. Er führte den Zwinger seines Vaters fort, der später durch die Buccleuchs weitergeführt wurde.
  • Der 5. Duke of Buccleuch lebte 1806 - 1884. Er begründete etwa 1835 den ersten Labradorzwinger in Schottland.
  • Lord John Scott lebte 1809 - 1860. Er war der Bruder des 5. Duke of Buccleuch.
  • Der 10.Earl of Home lebte 1769 - 1841. Er begann gemeinsam mit dem 5. Duke of Buccleuch seinen Labradorzwinger.
  • Der 11.Earl of Home lebte 1799 - 1881. Er führte den Zwinger seines Vaters fort.
  • Der 6. Herzog von Buccleuch lebte 1831 - 1914. Er verjüngte seine Zuchtlinie aufgrund einer zufälligen Begegnung mit dem 3. Earl of Malmesbury.
  • Der 12. Earl of Home lebte 1834 - 1918 und der 6. Duke of Buccleuch fuhren gemeinsam in den Süden von England, trefen den 3. Earl of Malmesbury, der beiden Männern Hunde aus seinem Zwinger überließ.

Der "St. John’s Dog" wurde ab 1780 aber auch auf Neufundland immer seltener und war bereits Mitte 1930 vom Aussterben bedroht. Die Ursachen dafür waren:

1. Beschluss des Gouvernor Edwards zur Beschränkung des Hundebesitzes auf nicht mehr als 1 Hund pro Familie
2. Besteuerung der Hundehaltung ab 1885
3. Erlass der "British Quarantine Act" ab 1895 ( Verbot der Einfuhr von Hunden ohne Lizenz nach Großbritannien und Einführung einer 6 monatigen Quarantäne für eingeführte Hunde )

Trotz vieler Schwierigkeiten konnten 1933/34 von einigen Labrador - Züchtern mehrere "St. John’s Dog" aus Neufundland erworben werden, welche für die weitere Zucht in England eingesetzt werden konnten.Dank des großen Labrador - Förderers Viscount Knutsford ( Arthur Holland - Hibbert ) wurde der Labrador im Jahr 1903 als seperate Rasse vom English Kennel Club in England anerkannt und erhielt seinen Platz auf den Kennel - Ausstellungen. Viscount Knutsford erwarb 1904 die Startberechtigung des Labradors auf englischen Field - Trails und wurde bei der Gründung des British - Labrador - Club`s 1916 zum 1. Präsidenten gewählt .
Nach seinem Tod 1935 schrieb Lorna Countess Howe:

"... Ihm schulden die Labrador Hunderasse und alle jene, die sie lieben, tiefe Dankbarkeit. Seine Leistung kann nie zurückbezahlt werden. Das Wichtigste, das wir tun können, ist zu versuchen, die Hunde so fortzuzüchten, wie er es sich gewünscht hätte - als " dual purpose dog " ( Hunderasse hat zwei Aufgaben ). Der Labrador sollte niemals in einen Arbeitstyp und Ausstellungstyp auseinanderfallen, wie es in so vielen heutigen Hunderassen geschah. Und gerade in der jetzigen Zeit gibt es Gefahren. Hüten wir uns davor - ehe es zu spät ist. Die großartigen Hunde in der Vergangenheit waren immer Spitze in Schönheit wie Verstand, deshalb sollten wir versuchen, diesen sehr hohen Standart zu bewahren. Was in der Vergangenheit möglich war, kann mit Sicherheit auch für die Zukunft erhalten werden. Ich erinnere mich noch so gut, wie Lord Knutsford zu mir sagte - nicht einmal, vielmals - dass er stolz darauf sei, dass der Labrador sowohl Schönheit als auch Verstand hat. Er meinte, Menschen die sich nur Ausstellungshunde wünschten, könnten sich doch sicherlich auch eine andere Hunderasse auswählen. Man dürfe den Labrador nicht in zwei in ihrer Veranlagung verschiedene Hunde aufteilen, einen für den Jagdgebrauch, zum Einholen erlegten Wildes, den anderen als Helden des Ausstellungsrings. Der Labrador hat so nachweislich unter Beweis gestellt, dass er beides vermag. Es ist deshalb Aufgabe aller, die diese Rasse lieben, ihre Interessen ehrlich zu wahren, dafür zu sorgen, dass ihr hoher Ruf erhalten bleibt. Es gäbe keinen bessqeren Dienst in Erinnerung an Lord Knutsford als sein Ziel, an dem er mit ganzem Herzen hing, weiter zu verfolgen..."
Quelle: R. A. Wolters " Der Labrador Retriever "

Lorna Countess Howe wurde 1935 und blieb bis zu ihrem Tod 1961 die 2. Präsidentin des British - Labrador - Club’s. Sie besaß außerordentliche Kenntnisse und eine besondere Geschicklichkeit in der Erziehung und Ausbildung des Labradors. Mit ihren Hunden erreichte sie an Gewinnen und Platzierungen im Retriever - Championship - Stake nie wieder erreichte Rekorde. Ihr Hund namens Banchory Bolo wurde der erste Labrador, der den Titel "Dual Champion" errang und zu einem der bedeutendsten Zuchtrüden dieser Zeit wurde. Seine Vorfahren gingen direkt auf die Zucht des Malmesbury - Kennel’s zurück und erreichten ihren Höhepunkt in Banchory Bolo.


Die Zeitschrift " Field " schrieb über Banchory Bolo:

"... Wenn man je den Beweis für den Charakter eines großartigen Hundes suchte, über seinen Einfluss auf die ihm nachfolgenden Generationen, so fand man dies auf der Retriever - Championship - Trail in Idsworth im Dezember 1932. Von den 14 Hunden, die Preise gewannen, waren 8 Nachkommen von Banchory Bolo..."
Quelle: R. A. Wolters " Der Labrador Retriever "

Dual Champion Bonchory Bolo


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